Erneuter Behelfsbrückenbau nach Starkregen in Passau
Nach dem Bau von drei Behelfsbrücken im Landkreis Rottal-Inn konnten die Freisinger Brückenbauspezialisten nur kurz verschnaufen. Am Montag, 25.07. und Dienstag, 26.07.16 mussten sie erneut eine Behelfsbrücke nach Unwetterschäden errichten. Diesmal im Passauer Stadtteil Bayerisch Haibach.
Die Unwetter haben Deutschland weiterhin fest im Griff, kaum ein Tag vergeht, ohne dass es zu schweren Unwettern kommt. Am Samstag, 23.04.16, traf ein solches, räumlich eng begrenztes, Unwetter gegen 22:00 Uhr Passau und vor allem die Passauer Stadtteile Bayerisch Haibach, Grubweg und Ilzstadt. In minutenschnelle schwoll der eigentlich kleine Haibach meterhoch an und riss Unmengen von Kies und Sand sowie Bäume mit sich. Im Bereich einer Pension überfluteten die Wassermassen einen Urlauberparkplatz und zerstörte die einzige Brücke im Stadtteil wodurch zwischen 30 und 40 Häuser in Bayerisch Haibach von der Außenwelt abgeschnitten wurden.
Sonntagmorgen um 07:00 Uhr wurde der Ortsverband durch den LuK-Stab in der Dienststelle des THW Landesbeauftragten für Bayern über die Schadenslage und den möglichen Bedarf für eine Behelfsbrücke informiert. Nach einer kurzen telefonischen Absprache mit dem örtlich zuständigen Ortsbeauftragten des THW Passau wurden vier Brückenbauspezialisten der Freisinger THW-Fachgruppe Brückenbau alarmiert und zur Erkundung ins Schadensgebiet entsandt.
Gegen Mittag wurde dann der Einsatzauftrag für den Bau einer Behelfsbrücke Typ Bailey durch die örtliche Einsatzleitung und die Stadt Passau erteilt. Im Ortsverband Freising waren die Logistikplanungen bereits hochgefahren und die Transportunterstützung durch den Sattelzug des THW-Landesverbands Bayern sowie durch ein Gespann der Kameraden vom THW Dachau organisiert.
Gut 20 Freisinger Einsatzkräfte verluden noch am Sonntag die rd. 60 to. notwendiges Behelfsbrückengerät und Werkzeug sowie die für mehrtägige Einsätze notwendige Ausstattung einschl. Feldbetten, Kühlschrank für Kaltgetränke, Biertischgarnituren etc. Zeitgleich
Am Montag rückten die 24 Freisinger Brückenbauer mit 9 Fahrzeugen um 06:00 Uhr nach Passau an die Einsatzstelle aus. Dort wurde nach dem Eintreffen und der ersten Lagebesprechung mit dem örtlich zuständigen Ortsverband Passau die Brückenbaustelle eingerichtet und ein Platz für die Vormontage der Brückenteile erkundet und das Behelfsbrückengerät abgeladen. Am Montag wurde vor allem die Rollenbahn für den Brückenvorschub eingerichtet und der notwendige Bau der Brückenauflager auf beiden Seiten bewerkstelligt. Zeitgleich begannen drei Trupps mit der Montage der einzelnen Brückenfelder am Vormontageplatz. Vor Ort wurde der sog. Vorbauschnabel für den Brückenvorschub montiert und noch am Montagabend damit begonnen, diesen auf der Rollenbahn zu positionieren. Diese Arbeiten mussten gegen 17:00 Uhr für gut 25 Minuten unterbrochen werden, da ein erneuter Starkregen das Arbeiten unmöglich machte und innerhalb von Minuten das Wasser wieder zentimeterhoch auf den Straßen stand und auch die Behelfsbrückenbaustelle unter Wasser setzte.
Gegen 22:00 Uhr beendeten die Freisinger Einsatzkräfte, die tatkräftig von den Passauer THW-Kameraden unterstützt wurden, die Arbeiten und rückten zu einem späten Abendessen in die Passauer THW-Unterkunft ein. Am Dienstag um 07:30 Uhr wurden die Arbeiten an der Behelfsbrücke, die fertig rd. 22 m Länge und ein Eigengewicht von etwa 30 to. aufweist, fortgesetzt.
Der für den Bau der Behelfsbrücke vom Typ Bailey in der geforderten Traglast notwendigen Bauweise 3-wandig, 1-stöckig zur Verfügung stehende Platz war an der Einsatzstelle extrem knapp bemessen. Dies forderte von den Einsatzkräfte um Brückenbau-Gruppenführer Florian Wigger eine sehr kreative Montageart für den Behelfsbrückenbau:
„Die einzelnen Brückenfelder wurden auf dem in der Nähe liegenden Platz vormontiert und mit dem Gabelstapler unter einer alten Bahnbrücke hindurch an die Einsatzstelle gebracht. Dort übernahm sie der Freisinger Mobilkran und hob sie vorsichtig über den Haibach an die Brückenmontagebahn.“ erläuterte Wigger die komplexe Montage. „Dort wurden die Felder dann mit dem Kran an die Brücke gehoben, verbolzt und die Brücke nach jedem montierten Brückenfeld um je eine Feldlänge über den Bach vorgeschoben.“ so Wigger weiter. Gegen frühen Nachmittag war die Behelfsbrücke dann über den Haibach geschoben und konnte vorsichtig auf die vorbereiten Brückenendlager abgelegt werden.
Danach erfolgte die Montage der Längsträger, auf die die Fahrbahnträger und der Verschleißbelag aufgebracht werden. Dabei und bei allen anderen Tätigkeiten während des Baus wurden die Freisinger Brückenbauer nicht nur von den Kameradinnen und Kameraden des THW Passau sondern auch von Kräften aus den Ortsverbänden Deggendorf, Regen und Vilshofen tatkräftig unterstützt.
Am Dienstag konnte die Brücke um 20:30 Uhr fertig an die Stadt Passau übergeben werden und die Kräfte nach dem Verlasten des Werkzeugs und Restmaterials gegen 21:30 Uhr in Richtung Freising abrücken, dass sie gegen Mitternacht erreichten. Damit endete der vierte Behelfsbrückenbau in weniger als zwei Monaten für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des THW Freising. Nun stehen noch Aufräumarbeiten und die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft an, die sicher noch mehrere Abende brauchen werden, bevor die Einsatzkräfte dann hoffentlich in die Dienst- und ausbildungsfreie Sommerzeit gehen können.
Hatten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte im ganze Jahr 2015, dass mit Einsätzen zum G7-Gipfel und in der Flüchtlingskrise ebenfalls sehr einsatzstark war insgesamt etwas mehr als 38.000 Dienst- und Einsatzstunden geleistet, waren es 2016 zum Stand Mittel Juli, also noch vor diesem Einsatz in Passau, schon mehr als 28.000 ehrenamtliche Dienst- und Einsatzstunden!
MWu/31.07.16