Nachdem das Feuerwehr-Hilfeleistungskontingent des Landkreises Freising bereits am Freitag nach Miesbach alarmiert wurde, ging es für die Freisinger THW-Kräfte „erst“ am Samstagmorgen um fünf Uhr los.
24 Helfer des Ortsverbandes rückten in den morgendlichen Stunden verteilt auf den Gerätekraftwagen 1, MAN mit Ladekran, Mehrzweckkraftwagen und Zugtruppkombi mit Drohnen ins Berchtesgadener Land aus, um dort Dächer von Schneelasten zu befreien.
Nur wenig später, um 7 Uhr, startete ein zweiter Trupp bestehend aus sieben Männern und Frauen, Unimog und Einsatzleitwagen nach Wildbad-Kreuth, um dort ebenfalls Dächer von den Schneelasten zu befreien. Da der Einsatz dort am Nachmittag beendet werden konnten, rückten am Sonntagmorgen noch vier der Helfer ab und verstärkten die Einsatzkräfte im Berchtesgadener Land.
Mittlerweile hatte es im Berchtesgadener Land zu regnen begonnen. Deshalb galt es in erster Linie, Dächer vom Schnee zu befreien, um eine Durchnässung des Schnees zu verhindern und die sowieso schon an oder sogar über der Grenze ihrer Tragfähigkeit befindlichen Dächer zu entlasten. Die Helfer wurden in Neukirchen / Teisendorf eingesetzt. So konnte verhindert werden, dass die für die kommenden Tage vorhergesagten weiteren Schneefälle zu einer Überlastung und damit möglicherweise zum Einsturz führten.
Während der anstrengenden und gefährlichen Arbeit auf den Dächern wurden die Helferinnen und Helfer mit Hilfe des MAN mit Ladekran gegen Absturz gesichert.
Die ersten Dächer waren noch nicht geräumt, da erhielt der Ortsverband Freising bereits den nächsten Einsatzauftrag: Der Mobilkran wurde zur Unterstützung und Sicherung der Kollegen des THW Dachau nach Agatharied im Landkreis Miesbach alarmiert. Hier ging es darum, einen Festpunkt zu schaffen, an dem sich die Kollegen sichern konnten und Schuttmulden gefüllt mit Schnee von Dächern zu heben. Der Einsatz für den Kran und das Räumen der Dächer wurde am Sonntag wegen der schlechten Witterung gegen 15 Uhr aber vorzeitig abgebrochen.
In Berchtesgaden war laut Gruppenführer Andreas Binner die Arbeit alles andere als leicht. „Der Schnee ist voll mit Wasser, schwer wie Blei und die teilweise großen Gebäude mit Ihren verwinkelten Dächern machen es uns nicht leicht. Hierbei helfen uns allerdings die Luftbilder unserer Drohnen sehr die Übersicht zu behalten.“
Auch zeigten sich die Erfahrungen aus dem Schneechaos 2006 in Niederbayern als sehr nützlich. So wurden die Schneeschaufeln und Schneehexen reichlich mit Schmiermittel (Schiwachs oder Silikonspray) behandelt, um ein Festkleben der schweren Schneemassen zu verhindern.
In den Mittagsstunden des Sonntag den 13.01.2019 rückte der Zugführer des Ortsverbandes Freising, Marco Eisenmann, nach Berchtesgaden nach und übernahm mit seinen Zugtrupp-Team die Einsatzleitung des Einsatzabschnittes Süd der in Spitzenzeiten rund 300 THW Kräfte Koordinierte.
Parallel organisierten die in Freising gebliebenen Kräfte Ablösungen für Helfer, die wieder nach Hause mussten, und richteten eine Pendelverkehr ein. Hier zeigte sich mal mehr, dass die neue Unterkunft bestens geplant und ausgerüstet ist. Solche organisatorischen Tätigkeiten sind in der neuen Einsatzzentrale um ein Vielfaches einfacher.
Am Sonntagabend gegen 21 Uhr forderte der Zugtrupp in Berchtesgaden die rund 200 Baustützen, die der Ortsverband Freising zum Abstützen einsturzgefährdeter Gebäude auf Lager hält, ins Katastrophengebiet an. Nach dem nächtlichen Beladen des Kippers mit Baustützen, Holz und Baumaterial fuhren weitere drei Helfer am frühen Montagmorgen nach Berchtesgaden. Hier wurde gemeinsam mit den bereits vor Ort befindlichen Freisinger THW-Kräften Teile der Klinik Schönsicht abgestützt. Der Dachstuhl und die Balkone der Klinik im Ortsteil Oberkälberstein drohten unter der Schneelast zusammen zu brechen. Aufgrund der akuten Einsturzgefahr des Gebäudes, bei dem schon sichtbare Schäden am Dachstuhl zu erkennen waren, und der erschwerten Anfahrt an das Objekt, bei der selbst die allradgetriebenen Einsatzfahrzeuge des OVs mit Schneeketten ihre Probleme hatten, bis zur Einsatzstelle vorzustoßen, wurde entschieden, das Dach des Gebäudes nicht abzuräumen sondern von oben herab über die Balkone bis zum Boden abzustützen.
Am Dienstag, den 15.1.2019 wurden noch zwei weitere Häuser im Landkreis Berchtesgadener Land vom Schnee befreit. Die geplante Abfahrt nach Hause um 18 Uhr verzögerte sich dennoch etwas, da es noch ein akut gefährdetes Gebäude abzustützen galt. Diese Arbeiten hatten natürlich Priorität.
Aber nach rund 3200 Stunden geleisteter Arbeit endete der Einsatz für das THW Freising und die Kräfte aus Berchtesgaden rückten ab Richtung Freising und kamen wohlbehalten, nass und ein klein wenig geschafft aber glücklich in der Unterkunft an.
Für den Mobilkran endet der Einsatz im Landkreis Miesbach voraussichtlich erst am Mittwoch, den 16.01.2019, da der Kran den ganzen Mittwoch über noch für die Sicherung der Höhenretter aus Regensburg benötigt wird.
Auch der Baufachberater des Ortsverbandes Freising hatte die Tage über nicht wenig zu tun. Quasi nonstop eilte er im Berchtesgadener Land von Haus zu Haus und begutachtete die Statik des Gebäudes, ermittelte und berechnete die Schneelasten auf den Dächern und entschied so welche Häuser priorisiert geräumt werden mussten. Er rückte entgegen den anderen Einsatzkräften erst am Donnerstag wieder ein Freising ein.