Rein optisch deuten nur noch aufgestapelte Stahlstrukturen im klassischen Zivilschutz-Braun am Isar-Werkkanal bei Aschheim darauf hin, dass hier bis zu diesem Wochenende eine Behelfsbrücke vom Typ Krupp-D 205 Tage gute Dienste geleistet hat. Denn das THW Freising hat, unterstützt von Einsatzkräften aus den Ortsverbänden Müllheim (Ba-Wü) und München-Land, die Brücke nun wieder abgebaut nachdem die Autobahnbrücke nebenan fertig ist.
Der große Vorteil von Behelfsbrücken im Zivil- und Katastrophenschutz ist der sehr kurze Vorlauf, mit der diese im Anforderungsfall aufgebaut werden können. Gleichzeitig ist eine meist kurze Standzeit auch ein Markenzeichen der Brücken im Katastrophenschutz, sind sie doch vom Wesen her temporäre Übergangsbauwerke.
Die vom Freisinger THW als Not- und Baustellenzufahrt errichtete 48m lange Behelfsbrücke wurde mit Fertigstellung der nördlichen Brücke der BAB A99 über den Isar-Werkkanal im September obsolet, da die reguläre Zufahrt nun wieder genutzt werden konnte. Wie beim Aufbau im März 2019 rückten deshalb nun an den ersten beiden Oktoberwochenende jeweils von Freitag bis Sonntag wieder rd. 50 Freisinger Einsatzkräfte pro Tag, aufgeteilt in drei Schichten á rd. 9 Stunden, nach Aschheim aus, um die Behelfsbrücke zurück zu bauen.
Und wieder waren die Zahlen 48, 88, 5.490, 120, 3, 7.200 die alles dominierenden Zahlen:
Binnen zwei Wochenenden wurde die 48 m lange Brücke mit ihren 88 to. Eigengewicht abgebaut. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte mussten dazu 5.490 Schrauben lösen, die die Brückenteile zusammenhielten. Mit dem Vorbauschnabel – einer Montagehilfe aus Brückenelementen für den Vorschub – wurden 120 to. Material bewegt, montiert und wieder demontiert, was Helferinnen und Helfer aus 3 Ortsverbänden bewerkstelligten. Insgesamt wendeten die eingesetzten 300 Einsatzkräfte dabei gut 7.200 Stunden mit Vor- und Nachbereitung, Materialtransport und reiner Montagezeit auf.
Unterstützt wurden die Einsatzkräfte vor Ort dabei aus der Unterkunft heraus vom Verpflegungstrupp des Ortsverbands Freising. Die Köchinnen sorgten ebenfalls im 3-Sicht-Betrieb für die regelmäßige Verpflegung der Einsatzkräfte vor Ort mit Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie einer Nachtverpflegung morgens gegen 2 Uhr früh für die Nachtschicht. Neben den Küchenschichten im Ortsverband backten die fleißigen Köchinnen und Angehörige der Einsatzkräfte jede Menge Kuchen, der den Einsatzkräften vor Ort mit Kaffee 24 Stunden rund um die Uhr zur Verfügung standen.
War das Wetter am ersten Einsatzwochenende noch ungemütlich, kalt und regnerisch konnten die Einsatzkräfte am zweiten Oktoberwochenende ihre Arbeiten bei wunderschönen, warmen Spätsommerwetter ausführen. „Der Einfluss der Witterung auf den Fortschritt beim Bau von Behelfsbrücken ist nicht zu unterschätzen“ so Florian Wigger, Gruppenführer der FGr. Brückenbau im Ortsverband Freising. „Wenn es regnet und kalt ist, müssen die Einsatzkräfte wesentlich öfter pausieren, um sich aufzuwärmen und selbst unsere Einsatzbekleidung ist irgendwann durchfeuchtet. Besseres Wetter bedeutet da pro Schicht also ein erkennbar höheres Arbeitspensum“ so Wigger weiter.
Neben der reinen Manpower waren auch nahezu alle Einsatzfahrzeuge des Ortsverbands in die Abbaumaßnahme eingebunden. Mobil– und Ladekran waren unverzichtbar, um die teilweise mehrere Tonnen schweren Einzelteile zu heben und am Lagerplatz abzulegen. Mit der Beleuchtungsausstattung des Ortsverbands wurde die Einsatzstelle taghell ausgeleuchtet und Geräte– und Mehrzweckkraftwagen waren als rollende Werkzeugboxen eingebunden während die Transportfahrzeuge notwendige Ausstattung vom Ortsverband zur Einsatzstelle transportierten und der Schwenklader die Ladearbeiten vor Ort durchführte. „Wie wichtig die einsatztaktisch definierte Ausstattung eines Ortsverband ist, zeigen die Brückenbaueinsätze des OV Freising jedes Mal wieder“ so Marco Eisenmann, Zugführer des 1. Technischen Zugs“. „Aber vor allem hat auch die neue Unterkunft, die wir 2017 beziehen konnten, einen nicht unerheblichen Anteil am erfolgreichen Einsatz“ führt der Ortsbeauftragte des THW Freising, Michael Wüst, weiter aus. „Hier haben wir eine professionelle Küche für die Versorgung der Einsatzkräfte. Hof und Waschhalle bieten zudem die notwendigen Voraussetzung für den Umschlagen der für den Brückenbau benötigten Materialien und für Reinigung, Instandsetzung und Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft nach dem Einsatz“ so Wüst abschließend.