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Bailey-Behelfsbrücke ersetzt eingestürzte „Weiße Brücke“ bei Cham

Als sich bei einer Brückenprüfung der so genannten „Weißen Brücke“ über den Regen bei Cham im Mail 2020 herausstellte, dass die Standsicherheit nicht mehr zuverlässig gegeben war, wurde die stark frequentierte Fuß- und Radwegverbindung unmittelbar für die Nutzung gesperrt. Schon kurz darauf ging beim THW Ortsverband Cham die Anfrage der Stadt Cham ein, ob das Technische Hilfswerk bis zu einem Brückenneubau hier mit einer Behelfsbrücke aushelfen könne.

Die Kollegen aus Cham schalteten daraufhin die Freisinger Fachgruppe Brückenbau ein. Nach einer Besichtigung vor Ort und einigen Planungen konnte Gruppenführer Florian Wigger der Stadt Cham eine Bailey-Behelfsbrücke für den Fußgänger- und Radverkehr mit einer Stützweite von 36,65 m vorschlagen.

Glücklicherweise erwiesen sich die vorhandenen Auflager für die 40 Tonnen schwere Behelfsbrücke nicht nur als ausreichend tragfähig, sie passten sogar genau vom Abstand für die Bailey-Brücke, deren Länge nur in Schritten von 3,05 m variiert werden kann.

Wie richtig die Entscheidung, die bestehende Brücke zu sperren, war, zeigte sich einen Tag vor dem geplanten Behelfsbau. Mit einem lauten Krachen brach die bestehende Holzbrücke zusammen und stürzte in den Regen. Nachdem auch das Unterfahren der Brücke durch Boote auf dem Regen bereits vorher untersagt worden war, wurde bei diesem Brückeneinsturz zum Glück niemand verletzt.

Nachdem die Freisinger Brückenbau-Spezialisten am Freitag, den 31. Juli bereits die so genannte Montagebahn eingerichtet hatten, montierten am Samstag, den 1. August, rund 50 Einsatzkräfte der THW-Ortsverbände Cham, Roding und Freising die rund 35 Tonnen schwere Stahlkonstruktion der Behelfsbrücke aus bis zu 300 kg schweren Bauteilen. Bei Temperaturen von über 30°C und der Notwendigkeit, Mund-Nasen-Schutz zu tragen, stellten die Arbeiten auf der praktisch schattenlosen und staubigen Montagefläche als körperlich extrem belastend für die THW-Kräfte heraus. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit der beteilgten Ortsverbände, ausreichend Getränken und der Möglichkeit zu regelmäßigen Pausen konnten die Arbeiten aber trotzdem plangerecht im Lauf des Nachmittags abgeschlossen werden. Ein Bad im Regen sorgte im Anschluss noch für eine verdiente und willkommene Abkühlung.

Am Mittwoch, den 5. August konnten die Freisinger Brückenbauer die Behelfsbrücke dann mit Hilfe eines Mobilkrans mit einer Hubkraft von 750 Tonnen in die zwischenzeitlich vorbereiteten Auflager einheben.

Um die Behelfsbrücke dann nutzungsfertig an die Stadt Cham übergeben zu können, wurde am Samstag, den 8. August noch von rund 25 THW-Kräften der Ortsverbände Cham und Freising der Fahrbahnbelag aus Holz und die Übergänge an den beiden Uferseiten erstellt. Ein seitliches Geländer aus Bauzaunelementen erlaubt eine sichere Nutzung auch durch Radfahrer.

Auch diese Arbeiten konnten trotz erneut sehr hoher Temperaturen wieder planmäßig abgeschlossen werden, so dass die Behelfsbrücke nach eingehender Prüfung durch das begleitende Ingenieurbüro bereits am Nachmittag von Bürgermeister Martin Stoiber und Landrat Franz Löffler ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Bereits wenige Augenblicke später nutzten schon die ersten Radler die jetzt wieder bestehende Möglichkeit, den Regen zu queren.

Dieser Brückenbau zeigte wieder, dass das Komponentenmodell des THW sich bewährt. Während jeder Ortsverband ein Mindestmaß an Personal und Technik für Rettung, Bergung und Logistik vorhält, sorgen Spezialisten wie die Fachgruppe Brückenbau für die Erweiterung des Einsatzspektrums und sind so bayernweit (oder gar weltweit) gefragt.