Eineinhalb Stunden, dann steht ein Kilometer: Unter Strom gesetzt soll der Zaun Wildschweine, die mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infiziert sind, aufhalten. Ein Übungsszenario am 26. Juni, doch ein Leichtes für das THW, das sonst weit schwierigere Hilfeleistungen gewohnt ist. „Heute sehen wir aber, wie schnell der Prozess überhaupt vonstattengeht und was die Herausforderungen sind“, sagt der Freisinger THW-Ortsbeauftragte Michael Wüst. In dem Waldstück bei Wippenhausen, nahe Freising, sind außerdem das Veterinäramt/Landratsamt Freising, das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und die Bayerischen Staatsforsten zur Stelle, um das Zaunbauen zu testen.
Wird in der Region bei einem Wildschwein ASP nachgewiesen, arbeiten nicht nur Veterinäramt, THW, Bayerische Staatsforsten und LGL zusammen – auch die Landkreisfeuerwehren werden alarmiert. Denn im Einsatzfall geht es darum, schnellstmöglich ein festgelegtes Kerngebiet um die erste ASP-Fundstelle abzustecken, 30 bis 40 Kilometer kommen dabei etwa zusammen. Geplant ist an mehreren Abschnitten zugleich zu arbeiten. Vorzugsweise rammen die Einsatzkräfte die Zaunpfosten dann entlang von Wegen in den Boden – es muss schließlich kein perfekter Kreis um den Fundort entstehen. Wichtig ist hingegen, dass der Zaun dicht und für nötige Reparaturarbeiten gut erreichbar ist. Nur so lässt sich die schnelle Ausbreitung der hochansteckenden Tierseuche, die zwar keine Menschen, doch aber Hausschweine und eben andere Wildschweine gefährdet, verhindern.
„Die größte Anstrengung ist in jedem Fall das Freischneiden im Wald“, sagt Tobias Diepold, Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK). Sobald die Tierseuche im Landkreis Freising nachgewiesen wird, ist neben dem Veterinäramt auch die FüGK im Einsatz. Die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL) der Feuerwehr ist als Einheit der Katastrophenschutzbehörde ebenfalls mit im Boot: Schließlich müssen viele unterschiedliche Einsatzkräfte koordiniert werden. Beim Zaunaufbau allein wird es zudem nicht bleiben. „Die Wartung wird viele Kräfte erfordern – gerade bei Unwettern, wenn Äste herunterbrechen und den Zaun beschädigen“, sagt Diepold.
Auch wenn die ASP aktuell noch fern ist, die Tierseuche ist vielleicht schneller vor Ort als gedacht: So wird die ASP nicht nur durch direkten Tierkontakt, sondern auch durch das Einbringen von kontaminierten und nicht durcherhitzten Lebensmitteln (wie etwa Salami und Rohschinken) in die Umwelt, durch kontaminierte Gerätschaften und durch Personenverkehr übertragen. Das Virus überlebt dazu lange in infiziertem Material: in Fleischerzeugnissen bis zu 400 Tage, in mit Blut kontaminiertem Erdboden 205 Tage und in infizierten Kadavern ebenfalls mehrere Monate.
ASP kann sich deshalb innerhalb kürzester Zeit über große Räume verbreiten. Der Landkreis rüstet sich bereits seit Jahren: 2019 und 2020 wurden erste Bergeteams und Suchtrupps geschult, an Parkplätzen Hinweisschilder zur richtigen Entsorgung von Lebensmittelresten aufgestellt und unterschiedliche Mittel zur Eindämmung der Seuche erprobt. „2020 haben wir mit dem THW den Einsatz von Drohnen zur Wildschweinsuche getestet“, sagt Diepold. Doch trotz des Einsatzes einer High-End-Wärmebildkamera gab es bei dichtem Bewuchs wie Elefantengras kein befriedigendes Ergebnis, zu sehr behinderte das Dickicht die Sicht. Für Maisfelder hingegen lieferte die Technik sehr gute Ergebnisse. Zusammen mit dem LGL feilt das Landratsamt noch weiter an den Methoden, schließlich will man für den Ernstfall bestens gewappnet sein.
gez.
Eva Zimmerhof
Pressesprecherin Landratsamt Freising