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THW OV Kelheim / THW OV Freising: Gemeinsamer Abstützeinsatz in Mainburg wegen eines umgestürzten Baukrans

„Nicht schon wieder der Klassiker: Eine Brandmeldeanlage“ (BMA) mögen sich viele Aktive der erstalarmierten Feuerwehr gedacht haben, als die Piepser wegen der Auslösung einer Brandmeldeanlage in einem ortsansässigen Betrieb riefen. Das es diesmal ein etwas anderer Einsatz werden würde sahen die Einsatzkräfte schon bei der Anfahrt, da über dem Gebäude gut sichtbar Rauch aufstieg. Für überraschte Gesichter dürfte bei der Einfahrt in das Gelände allerdings der umgestürzte Baukran gesorgt haben, der die auf dem Hallendach montierte Photovoltaikanlage schwer beschädigt und damit den Brand, der schlussendlich zur Auslösung der BMA geführt hatte. Nur dank der Tatsache, dass es Sonntag war, befanden sich keine Mitarbeiter im Gebäude und auch die Bauarbeiten am Haus ruhten, so dass es keine Verletzten zu beklagen gab.

Auf Grund der neuen Lage erhöhte die ersteintreffende Feuerwehr das Alarmstichwort, woraufhin auch der Fachberater des THW Kelheim mit alarmiert wurde und sich umgehend zur Einsatzstelle begab. Die Lageerkundung durch Feuerwehr und THW zeigte die massiven Zerstörungen an der Gebäudesubstanz und die daraus resultierende Notwendigkeit für weitere Maßnahmen, woraufhin Alarm für den Technischen Zug Kelheim ausgelöst wurde. Um 12:59 Uhr wurde zudem der Baufachberater des THW Freising zur Einsatzstelle hinzugezogen.

Nach seinem Eintreffen begutachtete er zusammen mit den örtlichen Führungskräften der Feuerwehr und des THW die Gebäude auf kritische bauliche Gefahrenstellen. Dabei wurden vor allem drei Einsatzstellen mit besonderem Handlungsbedarf identifiziert und das weitere Vorgehen in der Einsatzleitung vor Ort abgestimmt.

Durch die Kameradinnen und Kameraden des THW Kelheim, die in der Einsatzleitung vor Ort mit ihrem Zugtrupp zudem die THW-Befehlsstelle bildeten und den Gesamteinsatz koordinierten, wurden er umgefallene Kran und die Gebäudestruktur mit ihrem WASP (Bewegungs- und Stabilitätswarngerät) kontinuierlich in Verbindung mit dem „SENTRY“- Laserüberwachungssystem auf Bewegungen überwacht und damit die Sicherheit der im Schadensbereich eingesetzten Kräfte wesentlich erhöht.

Um 14:46 Uhr wurde durch die Integrierte Leitstelle Erding Vollalarm für den Ortsverband Freising mit seiner Abstützkomponente Holz und dem Einsatzgerüstsystem ausgelöst. Aus dem Ortsverband rückten insgesamt 38 ehrenamtliche Einsatzkräfte mit elf Einsatzfahrzeugen inkl. Sondergerät wie den Bergekran oder den Schwenklader, einem Notstromaggregat sowie Tieflader und zwei Transportanhängern für das Abstützsystem Holz mit der taktischen Zuschnittreserve und dem Einsatzgerüstsystem an die Einsatzstelle aus. An der Schadensstelle hatten die Freisinger Einsatzkräfte vier umfangreiche Einsatzaufträge abzuarbeiten:

  • Sichern des Krans an der Kranbasis:
    Unterbauen der nach dem Umstürzen in der Luft hängenden Kranbasis mit einem sog. Kreuzholzstapel mit 3m Höhe. Dieser wurde aus Riegeln mit 16x16cm Kantenlänge und 1,5m Länge aufgebaut und verschwertet
  • Sichern eines angeschlagenen Spannbetondachträgers:
    Im Gebäude war ein durch den Einschlag des Krans von seinem Auflager gedrückter Spannbetondachträger als vom Baufachberater angeordnete Erstmaßnahme mit einem Gabelstapler gesichert worden. Durch die nachgerückten Kräfte des THW Freising wurde die Schadensstelle durch eine Holzabstützung gesichert. Die notwendigen Holzriegel für diese Abstützung wurden aus der taktischen Zuschnittreserve des Abstützsystems Holz zugeschnitten.
  • Ersetzen eines zerstörten Unterzugs und einer zerstörten Betonsäule im Keller:
    Der hintere Kranausleger, der durch das dort montierte Kontergewicht und die Seilwindentrommeln besonders schwer ist, durchschlug beim Umstürzen einen Gebäudeteil bis in den Keller. Dabei wurde ein Beton-Unterzug durchschlagen und die an der Einschlagstelle befindliche Betonsäule sprichwörtlich pulverisiert. Die nach dem Einschlag verbliebenen Reste des Betonunterzugs wurden links und rechts von der Einschlagstelle mit mehreren Holzbalken im Format 24x24cm abgestützt und statisch damit die Funktion der pulverisierten Betonstütze substituiert.
  • Verschließen des Daches:
    Durch den Einschlag des Kranlauslegers waren die Dächer der Gebäude zum Teil großflächig zerstört. Um weitere Schäden durch bei einem Regen eindringendes Wasser zu verhindern, wurden diese Öffnungen im Dach mittels der im OV vorgehaltenen Folien behelfsmäßig abgedichtet und gesichert.

Eine weitere wesentliche Sicherungsmaßnahme im Gebäude wurde durch die Kräfte des THW Kelheim mit dem Einsatzgerüstsystem (EGS) umgesetzt. Ein Betondachelement, das u. a. auch die Dachentwässerung beinhaltet, war durch den umstürzenden Kran ebenfalls zerstört worden. Mittels des EGS-Turms konnte die Statik behelfsmässig gesichert werden. Die Kelheimer THW-Kräfte packten überall dort tatkräftig mit an, wo Hilfe notwendig war und räumten im Vorfeld der Abstützmaßnahmen die Einsatzbereiche von gelagerten Waren, Paletten und Kisten sowie von Trümmerteilen.

Hand in Hand bewältigten die beiden Ortsverbände alle gestellten Einsatzaufträge professionell und zügig. „Die Dimensionen der notwendigen Abstützung sind deutlich oberhalb der Möglichkeiten auch eines so gut ausgestatteten und ausgebildeten Ortsverbands wie Kelheim“ so der Baufachberater des THW Freising, Alexander Hoisl. „Für Abstützmaßnahmen in diesen Dimensionen, die glücklicherweise eher selten vorkommen, dann aber meist große Mengen von Holz in nicht handelsüblichen Abmessungen verbrauchen, hält das THW in Bayern drei Bergungsgruppen mit der Erweiterung „Abstützsystem Holz“ vor, eine davon im Ortsverband Freising“. „Im Landkreis Kelheim sieht die Alarm- und Ausrückeordnung des THW Kelheim für solche Schadensszenarien neben den beiden Abrollbehältern „Rüst“ und „Gebäudesicherung“ auch die ASH-Komponente des Ortsverbandes Freising standardmäßig mit vor.“ so Markus Hofer weiter.

Nach Abschluss aller Einsatzmaßnahmen konnten die Freisinger Einsatzkräfte gegen 21:30 Uhr wieder zurück in den Ortsverband verlegen. Das Aufräumen der mitgeführten, aber nicht verbauten Holzmengen, das Säubern der eingesetzten Ausstattung und die Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft dauerten schlussendlich bis kurz nach Mitternacht am Montag, 05.06.23.