Die letzten neuen Fahrzeuge und Geräte konnte der Ortsverband (OV) Freising der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) im Rahmen seiner 70-Jahr-Feier 2023 feierlich in Dienst stellen. Im letzten Jahr kamen allerdings weitere neue Einsatzfahrzeuge und Anhänger dazu, die am Samstag, 05.04. in der Unterkunft des THW Freising offiziell in Dienst gestellt und bei einer ökumenischen Segnungsandacht unter den Schutz Gottes gestellt wurden.
Gut 140 Gäste, 80 davon Angehörige des Ortsverbands, hatten sich am Samstag an den liebevoll geschmückten Tischen in der Fahrzeughalle niedergelassen um die Indienststellung von drei neuen Einsatzfahrzeugen und zwei Anhängern zu begleiten. Dazu kamen prominenter Besuch aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie den befreundeten Hilfsorganisationen und aus der THW-Familie: Der Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien und Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Dr. Florian Herrmann, war ebenso gekommen wie der Landrat des Landkreises Freising, Helmut Petz, der Oberbürgermeister der Großen Kreis- und Universitätsstadt Freising, Tobias Eschenbacher und die beiden Wahlkreisabgeordneten des Deutschen Bundestags, Leon Eckert (Grüne) und Christian Moser (CSU).
Aus der Blaulichtfamilie konnte Ortsbeauftragter Michael Wüst die Leiter der Polizeiinspektionen im Landkreis, Vertreter des Bayerischen Roten Kreuzes und des Malteser Hilfsdiensts ebenso begrüßen wie den Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Freising, Oliver Sturde mit seinem Vizekommandanten Christan Schaeffler. Von der Flughafen München GmbH, die dem Ortsverband einen Wechsellader überlassen hatte, war der Leiter der Konzernsicherheit, Lothar Fruehsammer mit dem Leiter Brandschutz, Claudius Blank und dem stv. Leiter der Werkfeuerwehr Florian Klein gekommen. Der stv. Vorsitzende der im Landkreis ansässigen Hilfsorganisation NAVIS e. V., Dr. Thomas Geiner und der technische Leiter Max Kriebel – zwar formal ohne Blaulicht, aber trotzdem Part der Blaulichtfamilie – waren ebenfalls dabei.
Über einen Gast freute sich der Gastgeber aber zugegebener Maßen ganz besonders. Die Präsidentin der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, Sabine Lackner, hatte es sich sehr zur großen Freude aller Freisinger THW´ler trotz eines übervollen Terminkalenders und einer nie leer werdenden Reisetasche nicht nehmen lassen nach Freising zu kommen. Zuletzt hatte sie die Freisinger THW-Einsatzkräfte beim Brückenbau in Slowenien 2023 dort vor Ort besucht. In ihrem Grußwort attestierte sie den Freisinger THW´lern durchaus, schon etwas Besonderes zu sein. Das Motto der kürzlich stattgefunden Ausstellung „Freising, what‘s next“ über die Zukunft von Freising als Stadt passt nach Meinung der Präsidentin tatsächlich perfekt zum Ortsverband, weil dort stets auf Herausforderungen umfassend und zukunftsweisend reagiert werde. Mit Blick auf die weltpolitische Lage mahnte sie vor neuen Aufgaben für den Zivilschutz und seine strukturelle Unterfinanzierung. Diese endlich zu brechen und die Zivilschutzorganisationen mit der Aufnahme in Art. 109 des Grundgesetzes endlich vollumfänglich ausstatten zu können sei jetzt auch Aufgabe einer neuen Regierungskoalition. Ihr Appell an die anwesenden Politiker war aber auch: „Sorgen Sie für eine solide Grundfinanzierung und gute Rahmenbedingungen.“, denn diese Problematik löst die Ausnahme von der Schuldenbremse nicht.
Die weiteren Grußwortredner, Staatsminister Dr. Florian Herrmann, der dem Ortsbeauftragten attestierte „schon der Mr. THW zu sein“ und seinem Team „Ihr seid einfach ehrenamtliche Vollprofis“. Michael Wüst, so Staatsminister Herrmann „ist auch einer, der alle an den Tisch bringt. Man traut sich bei solchen Einladungen gar nicht, abzusagen“ schmunzelte er. Landrat Helmut Petz, der ja eines der schwergewichtigen Fahrzeuge im Hof der Unterkunft quasi „mitgebracht“ hatte, freute sich, dass das Fahrzeug im Ortsverband in den besten Händen sei. „Heavy Metal ist ja ein Motto vom THW Freising“, so Landrat Helmut Petz mit dem Blick auf die neuen Fahrzeuge und in Anspielung auf ein Werbeplakat des Ortsverbands in Bahnhofsnähe. „7.500 Einsatzstunden hat das THW Freising in den sechs Tagen Hochwasserkatastrophe im Landkreis geleistet. Das ist nicht nur beeindruckend. Das ist der Wahnsinn“ schloss er.
Oberbürgermeister Eschenbacher erinnere der Fuhrpark im Hof an einen Action Film. Er freute sich nicht nur über das exzellente Verhältnis seiner Feuerwehr mit seinem THW sondern hob auch die Bereitschaft des Freisinger THW´s der Stadt wann immer notwendig schnell und unbürokratisch zu helfen. So z. B. mit dem Bau einer Bailey-Brücke von der Dr.-v.-Daller-Str. über die Schleifermoosach zur Luitpoldanlage. „Ihr habt hier eine kaputt gegangene Brücke mit eurer Behelfsbrücke ersetzt und somit dafür gesorgt, dass das Freisinger Volksfest bis zum Neubau der Brücke wie gewohnt abgehalten werden könne.“
Nach den Grußworten schritten die Teilnehmer der Veranstaltung aus der Halle um unter strahlend weiß-blauem Bayernhimmel und fast schon frühsommerlichen Temperaturen die Segnungsandacht zu begehen. Pfarrerin Karin Volke-Klink und der katholische Kaplan Michael Korell erbaten Gottes Segen für die drei neuen Fahrzeuge des Ortsverbands.
Im Anschluß an die Segnungsandacht stand die Übergabe des Zugtruppführers auf seine Nachfolger auf dem Programm. Doch jetzt sollte das Programm für die betroffenen tatsächlich sehr überraschend werden. Zunächst bat der Ortsbeauftragte nämlich seinen scheidenden Stellvertreter Manfred Kürzinger auf die Bühne wo er – sichtlich überrascht – von der Leiterin der Regionalstelle Anita Ptok und der THW-Präsidentin empfangen wurde. Zu seiner großen Überraschung erhielt er als sichtbares Zeichen des Danks für 24 Jahre Dienst als stellvertretender Ortsbeauftragter die THW-Ehrenplakette überreicht. Anita Ptok würdigte in ihrer Ansprache das jahrzehnelange Wirken von Manfred Kürzinger der 2021 gemeinsam mit Michael Wüst als Führungsduo nach für den Ortsverband schwierigen Zeiten angetreten war. Nicht zuletzt die neue Unterkunft ist untrennbar mit seinem Wirken verbunden. Mit Standing Ovations zollten ihm die Freisinger THW´ler dafür Respekt und Anerkennung.
Um im Programm weitergehen zu können bat Ortsbeauftragter Michael Wüst die Präsidentin von der Bühne. Sabine Lackner lachte und sagte „Wenn Du glaubst ich gehe jetzt von der Bühne und bin nur für die Weißwürste gekommen, dann täuscht Du Dich aber gewaltig“. In Ihrer sehr persönlichen und wertschätzenden Laudatio hob Sie die Verdienste des Ortsbeauftragten im und für den eigenen Ortsverband hervor und betonte, dass er als stv. Landessprecher auch über die Grenze des eigenen OV´s ein seher geschätzter, kritischer und mahnender Mensch sei. „Michael Wüst hat sich durch sein unermüdliches Engagement und seinen nicht enden wollenden Tatendrang in außerordentlichem Maß um die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk verdient gemacht. Insbesondere für den Ortsverband Freising, aber auch weit über die Ortsverbandsgrenzen hinaus. Die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk ist Michael Wüst für seinen unermüdlichen Einsatz, seine Hilfsbereitschaft und sein Engagement zu großem Dank verpflichtet.“ sagte sie. Mit diesen Worten verlieh sie dem völlig perplexen Ortsbeauftragten die höchste Auszeichnung, die das THW überhaupt vergeben kann: Das THW-Ehrenzeichen in Gold!
Es fiel ihm danach sichtlich schwer, einfach zum letzten Programmpunkt überzugehen. Zugführer Marco Eisenmann hatte die Veranstaltung gewählt, um den anstehenden Amtswechsel beim Zugtruppführer des 1. Technischen Zugs zu vollziehen. 20 Jahre lang hatte Stefan Knoll diese verantwortungsvolle Aufgabe inne. In diese Zeit vielen unzählige kleinere lokale Einsätze aber vor allem auch Großeinsätze wie die Schneekatastrophe im Bayerischen Wald 2006, das Hochwasser Deggendorf 2013 über fast zwei Wochen, die Unwetterkatastrophe in Simbach 2015, gefolgt von den Flüchtlingslagen ab 2015, die Corona-Einsätze oder auch die Starkschneefälle 2023 im Dezember und vieles, vieles mehr. Mit seiner ruhigen und bedachten Art führte er sein Team als rechte Hand es Zugführers durch alle Einsätze und meisterte auch kritische Situationen.
Sein Nachfolger, Dennis Zorn, ist seit vielen Jahren aktiv im Zugtrupp und war in seiner Funktion als Fachhelfer ebenfalls in vielen großen und kleinen Einsätzen dabei. Er steigt in sehr große Fußstapfen, wie Marco Eisenmann bei der Übergabe sagte. Aber es sei ihm nicht bange, dass er diese ausfüllen könne. Von den aktiven Einsatzkräften wurde Stefan, der dem Ortsverband in anderen Funktionen erhalten bleibt, mit einem großen Geschenkkorb verabschiedet.
Bei Weißwürsten, Weihenstephaner Bier, Brezn und vielen Gesprächen klang dieser für das THW so besondere und wunderbare Tag im Laufe des Nachmittags aus. Die Kraftfahrer der neuen Fahrzeuge erläuterten im Nachgang des offiziellen Teiles den interessierten Besuchern Details zu den Fahrzeugen und freuten sich über viele strahlende Gesichter hinter den Lenkrädern.
Die neuen Fahrzeuge sind bereits im Einsatzdienst, den Vorgänger des Krans hatten die Freisinger Einsatzkräfte bereits im letzten Jahr zur THW-historischen Sammlung überführt, wo er im geplanten THW-Museum sicher einen Ehrenplatz bekommen wird